Sonntag, 27. Januar 2008

Ent-Scheidungen

Oft ergeben sich aus unscheinbaren Fragen Entscheidungen, deren Beantwortung das Leben verändern können. Wie heute: Gehe ich zum Einführungsabend der wilderness school oder lass ich den Sturm draußen alleine vor sich hin peitschen und bereite mich lieber auf meine letzten Uniprüfung vor.

Die Frage, die sich mir dabei immer wieder stellt, ist, was jetzt eigentlich die angemessene Prüfung für mich ist. Welche entspricht meinen Bedürfnissen und fordert mich auf eine Art und Weise, die mich wachsen lässt - mir Kraft und Energie gibt, statt sie mir zu nehmen.

"Je mehr ein Mensch über etwas reflektiert,
desto unsicherer wird er dabei."


Diese scheinbar paradoxe Aussage habe ich aus einer Philosophievorlesung. Durch die Reflexion sollte einem doch bewusst werden, was man will. Dann wurde mir klar, was das bedeuten könnte: Die Vernunft alleine wird sich durch das Hinterfragen stets verunsichern, denn sie lötet immer mehr Möglichkeiten und Lösungen aus. Dadurch fällt einem das Abwägen umso schwerer, ja, es macht es unmöglich rein aus dem Kopf heraus.

Genauso wie die Philosophie keine Antworten, sondern bloß (weit entwickelte) Fragen geben kann. Mit der Unsicherheit, die daraus entsteht, müssen wir uns aber nicht nur mit der Kopfebene auseinandersetzen. Allerdings haben es die wenigsten je etwas anderes erlernt und haben daher kaum Repertoire zur Hand, wenn es darum geht, sich zu entscheiden.

"Es ist ein Irrglaube zu behaupten, der Mutige kenne keine Angst. Ganz im Gegenteil, er kennt sie sehr gut!"

Genauso wie sich keiner ängstlich fühlen möchte, ist es mit der Unsicherheit. Wir würden es am liebsten verdrängen, und ja, tun es ja auch: durch (in die) Fern(e)sehen, durch materielle Sicherheiten und Anerkennung anderer. Für mich verliert dieser Weg mehr und mehr an Reiz, je mehr ich mir darüber klar werde, dass ich für mein (Er)Leben selbst verantwortlich bin.

Dabei ist es essentiell, sich zu wagen, genauer hinzusehen. Ja, ich bin mir unsicher. Genauso wie der Mutige spürt: ja, ich habe Angst. Aber: ich kenne sie, sie ist ein Teil von mir und wenn ich sie verdränge, dann leugne ich mich selbst. Oder wie Hesse es bildlich ausdrückt: "Jedes Gefühl, das wir unterdrücken, ist wie ein Stern, der am Himmel erlöscht."

Der Tod als Entscheidungshilfe

Der beste Ratgeber ist jeder selbst - und dabei haben wir einen wichtigen Verbündeten: der eigene Tod. Ich stell mir in schwierigen Entscheidungssituationen Folgendes vor: Es sei der Zeitpunkt erreicht, an dem es heißt, Abschied zu nehmen. In meiner letzten Lebephase lasse ich mein Leben noch einmal aufleben, was hat mein Leben wirklich bereichert, wo war ich ganz Ich und erfüllt?

Wie unwichtig erscheint dann die Uniprüfung und so vieles, von den mensch sich täglich stressen lässt. Und wie deutlich kommen die Momente hervor, für die es wert ist, zu leben. Genau diesen Fokus möchte ich in meinem Leben nicht mehr loslassen (alles andere dafür umso mehr), denn es bereichert mein Leben, zu dem keine (Geld)Note im Stande ist.

"Wohin du auch gehst, gehe mit deinem ganzen Herzen."

Das Schwierige ist, bei Ent-Scheidungen sich immer von etwas scheiden zu müssen. Könnte mensch alles haben, käme er nicht an diese Weggabel. Aber das könnte man ja auch genauso umdrehen: Ist es nicht eine wahre Bereicherung, sich für etwas entscheiden zu dürfen? Wieviele werden in Situationen hineingeboren, wo es um das nackte Überleben geht?

Heute Abend habe ich einen Film über südafrikanische Straßenkinder gesehen, denen es genau so ergangen ist: sie hatten keine Wahl. Also bitte, hör doch auf dich mit Kleinigkeiten zu plagen und genieß die Vielfalt, die dir geboten wird. Und tu deinen Teil, damit auch andere diese Chance bekommen. Ja, du bist gemeint:

Christian!!

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