Donnerstag, 7. Februar 2008

Ökodorf Erfahrungsbericht

Ein kurzer Querverweis zu einem Bericht, den ich von einem 4 wöchigen Kurs gemacht habe, der eine nachhaltige Lebensweise aus unterschiedlichsten Perspektiven genauer betrachtet hat.

Genaueres findest du hier: http://www.connection.de/cms/content/view/1625/1/

Stehe natürlich jederzeit für Rückfragen bzw. -meldungen zur Verfügung.

Mein Wille

Immer wieder stellt sich mir die Frage: Was will ich eigentlich? Wenn ich diese essentielle Überlegung nicht mit einem oberflächlichen "keine Ahnung" beantworten möchte, führt es mich unweigerlich in die Auseinander- und Zusammensetzung meines Selbst.

Dabei kann laut Kant der Mensch nur durch Erziehung Mensch werden. Er sei nichts, als das, was Erziehung aus ihm macht. Auch wenn es etwas eigenwillig formuliert ist, so trägt es doch einen wahren Kern in sich - der Mensch als "Nichts" sollte als Potenzial verstanden werden, als offener Werdegang, dessen Richtung sich erst weisen wird. Es ist beispielsweise erwiesen, dass sogenannte "Wolfskinder", also jene Kinder ohne menschliche Bezugsperson, sich nie verbal auszudrücken lernen. Dazu benötigt es eine Erziehung, die bei manchen früher, bei anderen später abgeschlossen ist, sobald sie selbständig ihr Leben führen können.

Erziehung also als Stütze

... die das noch gebrechliche Bäumchen beschützt und wegfällt, sobald es obsolet geworden ist. Kant zufolge sollten Kinder weiters nicht für den gegenwärtigen, sondern dem zukünftig möglich besseren Zustande des menschlichen Geschlechts, das ist: der Idee der Menschheit, und deren ganzer Bestimmung angemessen erzogen werden.

Wirds jetzt philosophisch - un(be)greifbar? Wenn ich mir den gegenwärtigen Situation ansehe - "Erziehungsberechtigte" in 40 Stunden-Jobs, Lehrende mehr mit dem Lehrstoff als mit den Schülern konfrontiert - dann fällt es mir schwer, diese Erziehung in einen zukünftig besseren Zustand zu erkennen. Natürlich hat sich viel verbessert in den letzten Jahrzehnten, und doch ist es noch eine sehr unbefriedigende Situation. Denn das Anpassen an den gegenwärtigen Zustand nimmt beim Großteil alle Energie auf sich, und dabei wird vernachlässigt, dass sich dieser längst weiter entwickeln möchte.

Sozialisation als Willensprägung


Das soziale Umfeld bestimmt meine Art des Lebens, meine Art des Denkens, meine Art der Wahrnehmung. Wachse ich in einem indigenen Naturvolk auf, in dem es kein Wort für "Besitz" gibt, führe ich ein völlig anderes Leben und werde etwas anderes wollen als in einer Industriegesellschaft. Dieses Bewusstsein von der massiven Beeinflussung unseres Umfelds, gab mir die notwendige Distanz zu diesem und ließ mich freier davon werden. Alleine das Wort Ehrgeiz half mir dabei zu verstehen. Ein ehrgeiziger Mensch gilt ja als etwas sehr Positives. Doch ist dieser Ausdruck nicht auch kritisch zu interpretieren: als ein Geiz nach Ehre (Ansehen, Prestige) - das, wonach die Politik, die Wirtschaft und generell jedes Individuum strebt?

Die Wechselwirkung des Willen


Möchte ich also beliebt und anerkannt sein, muss ich den Willen meines Umfeldes beachten - das Lernen wir von klein auf. So sind wir brav, wenn wir den Willen der Lehrenden befolgen, und werden bestraft, wenn wir es nicht tun. Ähnlich auch zuhause - befolgen wir die Regeln, werden wir geliebt, sind wir unartig, bekommen wir Liebesentzug und damit fehlt uns ein überlebenswichtiges Gefühl der Akzeptanz. Außenstehende haben es also nicht einfach, ganz gleich, wodurch sie sich (meist unfreiwillig) abgrenzen. Wir lernen daher, nicht unseren eigenen Willen zu folgen bzw. diesem zu vertrauen, da dieser stets zu Konflikten mit anderen führt und passen uns an - sozialisieren uns. Meist allerdings in einer derartig automatisierenden Weise, dass wir es nicht bewusst wahrnehmen.

Alle wollen euer Bestes - lasst es euch nicht nehmen!

Sowohl Erziehung als auch Sozialisation sind ein natürliches und bis zu einem gewissen Maße notwendiges Phänomen. Während die Erziehung (im engeren Sinn) sich diametral zur wachsenden Reife verhält und schließlich im Idealfall wegfällt, bleibt die Sozialisation uns ein Leben lang erhalten. Verbringe ich meine Zeit von Jung bis Alt in einer dörflichen Gemeinschaft mit wenig Kontakt zur Außenwelt, wird mir die Wirkung des sozialen Umfelds weniger bewusst sein (oder es wird mir zumindest schwieriger fallen) als wenn ich in unterschiedlichen Kulturen gelebt habe und die teilweise enormen Differenzen erfahre und sich dadurch die Werte zu relativieren beginnen.

Andererseits lässt sich dieser Unterschied auch schon in unterschiedlichen Familie und später Freundeskreisen feststellen. Insbesondere in letzerem passen wir uns den Gegebenheiten und den Willen anderer an, um ein reibungsloses Zusammensein zu ermöglichen. Je weiter diese jeweiligen Erwartungen von einander entfernt sind, umso mehr bewegt sich bloß an der Oberfläche - bis wir nur noch über Fußball und "Politik" reden können. Aber auch nur dann, wenn wir die selbe Mannschaft bzw. Partei unterstützen - alles andere wäre undenkbar. Undenkbar deshalb, weil wir es nicht gelernt haben, tiefer zu verstehen und uns in den Willen anderer nicht hineinversetzen können.

Was ich will


Wenn ich die Veränderung sein will, die ich in der Welt sehen möchte, dann beginnt es damit, alle unterschiedlichsten Willen zu verstehen, insbesondere meinen eigenen. Ich will in allen Gegebenheiten meinen Willen stets wahrnehmen und ihm treu bleiben, auch oder gerade wenn dieser in diesem Raum keine Möglichkeit zur Entfaltung zu haben scheint. Darauf darf kein Unverständnis und eine verurteilende Abkehr folgen, sondern eine Empathie den anderen gegenüber, seien sie noch so unterschiedlich oder gar konträr meinen Absichten gegenüber.

Ein bedingungsloser Wille also

... der unabhängig von den Umständen verstehen möchte, ohne dabei die Verbindung zu sich selbst zu verlieren und genauso spürt, wann es Zeit ist, die Aufmerksamkeit wieder ganz seinem eigenen Willen zu widmen. Und genau darin liegt das Spannungsfeld, in dem ich mich bewegen möchte: einerseits den Willen anderer zu verstehen, nachzuvollziehen und zu respektieren und andererseits dabei nie meinen eigenen Willen unterdrücken. Oder wie der Sufi-Mystiker Rumi meinte:

"Weit jenseits aller Vorstellungen von Richtig und Falsch gibt es einen Ort: Dort treffen wir uns"

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