Dienstag, 4. März 2008

End-lich leben

Im Kindesalter hat mich bereits ein Spruch begeistert, der auf einer kleinen Karte an der Pinnwand meiner Mutter stand:

"Höre nie auf anzufangen.
Fange nie an aufzuhören."

Unzählige Male bin ich davor gestanden und habe nicht nur über die synonyme Wortwahl und deren völlig unterschiedliche Bedeutung gestaunt, sondern auch über eine intuitiv wahrgenomme Lebensweisheit.

"Höre nie auf anzufangen."

Schon als Kind hatte ich immer meine Wünsche und Träume in mir, doch stand oft die Schulzeit dazwischen. Wollte ich in der Schule nicht versagen und "negativ" bewertet werden, musste ich lernen, die Anforderungen anderer über meine Wünsche und Träume zu stellen.

Nach meiner Schulzeit durfte ich erstmals vollkommene Freiheit erleben - und wurde unmittelbar mit deren Schwierigkeit konfrontiert. In der Schule habe ich alles gelernt nur nicht mein Leben frei zu gestalten, wie sollte ich es also jetzt können? Mein Auslandszivildienst in Uganda missglückte und so begann ich an der Universität - und fand mich bald wieder in der selben Rolle wie in der Schule: ich gab der Universität die Verantwortung, mir das anzubieten, was ich brauche. Dass das nicht lang währte, war voraussehbar - Bücher von Hesse und anderen "Lebenskünstlern" bohrten so lange, bis ich stehen blieb, inne hielt und begann, mehr und mehr Verantwortung nicht nur über meinen beruflichen Werdegang, sondern auch über mein Lebensglück zu übernehmen.

"Jeder ist seines Glückes Schmied."


Ich begann mir Gedanken darüber zu machen, was mich wirklich erfüllen würde. Früher dachte ich das wären Freunde und ein sinnvoller Beruf, doch hängt mein Glück dann von anderen ab - was ja grundsätzlich verständlich ist, wären da nicht die Erwartungen. Ich wollte aber nicht auf etwas anderes bzw. andere warten, es fühlte sich auch nicht richtig an, diese Absicht: "Hey du, mach mich glücklich! Hey du, gib mir eine Lebensaufgabe, die mich glücklich macht!"

"Ich will wissen, was dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt."

Autsch. Oh-ja. Das tut verdammt weh, wenn alles wegfällt und nur noch ich da bleibe. Nachdem wir in einer end-lichen Welt leben, alles also nach einer Zeit wegfällt, ist es wert, genauer hinzusehen und nicht erst dann, wenn die eigene Endlichkeit vor der Tür steht. Kann ich mich so lieben, wie ich bin, habe ich meinen Platz auf dieser Erde gefunden? Kann ich heute die Welt so verlassen und sagen: Ja, ich bin zufrieden - in Frieden - mit meinem Leben?

"Ich wollte doch nur leben, was aus mir herauswollte. Warum war das so schwer?"


Auf diese Frage gibt es keine allgemeine Antwort, sondern darauf muss sich jeder selbst antworten. Das ist auch das Wundervolle am Leben: Die Antwort bist immer du selbst. Es heißt immer nur, sich die richtigen Fragen zu stellen und sich für die Antwort Zeit und Muße zu geben. Was will aus mir heraus? Was will ich wirklich? Die Endlichkeit des Lebens ist der Bezugspunkt, der uns hilft, auf diese Lebensfragen die Lebensantwort geben zu können, wofür ich leben will und wofür nicht, woran ich mein Leben hingeben will und woran nicht.

Und das ist auch die Weisheit, die ich damals schon erahnt hatte:

Fange nie an aufzuhören und
höre nie auf anzufangen,
all deinen Träumen nachzugehen
und sie endlich zu leben.

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