Freitag, 18. April 2008

In freier Verbundenheit

Was ist es, was Freundschaften, Beziehungen im weitesten Sinn, wirklich ausmachen? Ist es das immer da sein, ist es das Zuhören, ist es das gemeinsame Erleben, ... ist es mehr?
Ja, aus meiner Erfahrung heraus ist es weit mehr. In meiner Jugend hatte ich noch Freundschaftsphasen, 2-3 Jahre verstand ich mich mit jemanden richtig gut, wir sahen uns beinahe täglich und hatten viele gemeinsame Abenteuer. Und dann kam bei einem von uns etwas, dass wir nicht miteinander teilen konnten... eine neue Freundin, eine Beschäftigung, für die ich mich selbst nicht begeistern konnte. Meist fühlte ich mich nach so einer Wende verraten, enttäuscht, hatte eine Krise, ich hatte doch alles für die Freundschaft getan und doch war sie jetzt vorbei...

Freundschaften währen ewig.


Mit 13 war ich verliebt, ich schrieb mit ihr 100erte Briefe, und ein Jahr darauf kamen wir zusammen. Es war eine wunderschöne Zeit, und doch ging sie vorbei. Wir trennten uns und verloren uns aus den Augen. Jeder ging seinen Weg. Nach ~6 Jahren trafen wir uns wieder, lachten, weinten, wurden nostalgisch und melancholisch angesichts unserer gemeinsamen Zeit und schließlich spürten wir wieder die Flamme des Herzens aufflackern, nein, wenn mensch einmal jemanden geliebt hat, dann kann passieren was will, sie wird nicht vergehen. Oft sind wir von unseren Verletzungen verblendet, projizieren und werfen dem anderen etwas vor. Es scheint keinerlei Zuneigung mehr spürbar zu sein, aber im Gegenteil, je mehr mensch verletzt wird, desto mehr hat er sich geöffnet und damit das Ungewisse bejaht, geliebt.

Heilung findet statt, wenn sich zwei authentische Personen begegnen.

Wahre Freundschaft hat für mich viel mit Öffnung und Mut zu tun. Genau das braucht es auch für einen ehrlichen Umgang, gerade bei schwierigen Themen. Das mag den anderen manchmal auch verletzen, aber jede Krise ist eine Chance, sich zu wandeln, reifer zu werden. Die Freundin ist nicht für meine emotionalen Verletzungen verantwortlich, das sind ganz allein meine. Durch ihre Berührung lässt sie mich wieder dahin sehen, was ich davor vielleicht versucht habe zu vermeiden, und letztlich sollte jeder dafür dankbar sein, sich selbst wieder deutlicher zu sehen, gespiegelt durch die tiefere Begegnung.

Eine heilsame Beziehung zu führen bedeutet, sich gegenseitig in der persönlichen Entwicklung zu unterstützen

... und noch viel bedeutender und schwieriger: auch, wenn sie in eine Richtung gehen sollte, bei der sich die Menschen voneinander (räumlich) entfernen. Das ist für mich bis heute die tiefste Ebene einer Begegnung, wenn Menschen sich so lieben und wertschätzen, dass sie jedem Einzelnen seinen Weg gehen lassen, bedingungslos. Das fordert ein tiefes, inneres Vertrauen: das all das, was geschieht, einen Sinn hat. Und es bedarf an Demut und Dankbarkeit, für jeden erlebten und zu erlebenden Augenblick, ohne dabei anzuhaften, festzuhalten... Mensch muss loslassen können, die Freiheit respektieren, schätzen und selbst lieben. Als ich einer Freundin auf dieser achtsamen, empathischen Ebene begegnet bin, fühlte (und fühle) ich mich lebendig, dankbar und glücklich. Es gibt mir die Gewissheit, dass es hinter den Gegensätzen von Nähe und Unabhängigkeit etwas gibt, das beides vereint. Je mehr ich mich darauf einlasse, öffne, desto öfter begegne ich anderen Menschen auf eine heilsame Weise: nämlich in freier Verbundenheit.

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