Sonntag, 3. Februar 2008

Vielfalt

Es scheint der Wille der Evolution zu sein, dass sich alles Lebendige stets weiter entwickelt und dabei jede neue Erscheinung das "Alte" in sich trägt. So hat jede Lebensform ihre ganz eigenen Eigenschaften und doch besitzen sie alle eine gemeinsame Basisstruktur. Atome - Moleküle - Zellen - Organismen... Dabei schließt die neue Form immer die alte mit ein, ohne dabei nur eine bloße Ansammlung von beispielsweise Zellen zu sein - sondern es entsteht auch eine neue Funktion - es wird vielfältiger.

Die Menschen sind mit einer Selbstreflexion ausgestattet, die keine Lebensform davor besaß. So sind wir beispielsweise die einzigen Lebewesen, denen bewusst ist, dass sie sterben werden. Wenn dieses Wissen bloß etwas weiter greifen würde: Nämlich, dass wir trotzdem genauso Natur sind und deren Zerstörung einer Vernichtung der eigenen Lebensgrundlage gleicht.

"Treffen sich 2 Planeten. Na wie gehts? Nicht so gut - ich hab Homo sapiens! Ach, das geht vorbei."

Erst kürzlich habe ich eine Studie über die Situation unserer Meere gelesen. Aufgrund der Wassererwärmung und der enormen Verschmutzung der Gewässer breiten sich primitive Organismen wieder rasant aus - und weit entwickelte Meeressäuger sterben aus. Die Fischerei-Schlachtschiffe tun ihr übriges. Ein Rückgang der Evolution also?

Von wegen der Stärkere setzt sich durch. Der Stärkere zerstört bloß seine eigene Grundlage, wenn er nicht lernt zu kooperieren. Wie der Mensch aus zigtausenden Bakterien besteht, die scheinbar gelernt haben zusammenzuarbeiten, genauso müssen wir auch lernen, mit unserer Welt im Einklang zu leben, wenn wir uns nicht selbst ausrotten wollen.

Es geht um viel mehr!

Wir Menschen sind mit enormer Vielfalt ausgestattet - jedes Individuum für sich unersetzbar und doch so ähnliche Bedürfnisse. Oft fällt es mir dabei selbst schwer, diese Vielfalt wirklich so wertzuschätzen. Wenn mich etwas sehr beeindruckt, fühle ich manchmal zum Beispiel nicht nur diese postive Anerkennung eines anderen, sondern auch eine gewisse unangenehme Portion Neid. Warum habe ich noch nicht diese Ausbildung gemacht, warum habe ich noch nicht gelernt so offen vor einem Publikum zu sprechen und warum kann ich noch keine Wände hochlaufen? Damit folge ich immer wieder der sogenannten Anleitung zum Unglücklich sein, nämlich in dem ich mich mit anderen vergleiche (und bewerte).

Langsam aber doch lerne ich, diese Ansicht umzudrehen: Wow, schön, dass der Dinge macht, die mich scheinbar auch interessieren. Und je stärker diese Anziehung ist, desto genauer muss ich schauen, was dahinter steckt - welche Werte und eigenen (unerfüllten) Wünsche.

Aber das Schönste dabei ist ja die Inspiration.

Stell dir einmal vor, es gäbe keinen Menschen, der dich irgendwie interessieren würde oder der nichts an sich hat, was du auch gern lernen würdest! Wie langweilig! Wie könnten wir als Menschheit die dringend notwendige Wandlung weiter vollziehen - wenn es keine unterschiedlichen, vielfältigen Qualitäten gäbe, die zusammen ein Bild - eine Welt - ergeben. Was wäre die Intellektuelle ohne Menschen, die ihr Liebe schenken und was wäre eine Person voller Vertrauen, wenn sie keine Anregungen von Büchern bzw. erfahrenen Autoren bekäme, um ihre wertvollen Gedanken zu verkünden.

"Ein Nein bedeutet nur ein Ja zu etwas anderem. Wir müssen das Ja hinter dem Nein finden."

Ich war lange genug dagegen - und ich denke, das war auch anfangs notwendig, bis ich alles erfasst habe, mit dem ich nicht einverstanden bin. Und jetzt heißt es, nicht mehr Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zu sein. In meinem Bezirk werden die Scheiben der FPÖ Zentrale (=rechtsextreme Partei) immer wieder eingeschlagen. Im ersten Moment hat das Positive überwiegt, nämlich die Message: Rassismus ist hier unerwünscht. Doch passiert hier nicht genauso Ausgrenzung? Wie wird dieser Vandalismus wohl interpretiert - wird er nicht weiteren Hass schüren?

So schwer es auch wirken mag, die Akzeptanz und das Begrüssen der Vielfalt muss soweit gehen, dass auch diese Menschen anerkannt werden. Nicht ihre Aussagen, aber das, was dahinter steckt.

„Alle Form von Gewalt ist ein tragischer Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse."

Rosenbergs gewaltfreie Kommunikation ist eine der vielfältigen Lösungsansätze, deren wir uns dabei bedienen können. Und davon gibt es ja genug, Dank der Vielfalt. Wir müssen uns dabei nur unserer (inneren!) Natur vermehrt zuwenden und deren Weisheiten erkennen - und anwenden. Damit die Artenvielfalt nicht weiter darunter leiden muss, weil wir viel zu einfältig sind und nicht wagen, unser Potenzial weiter zu entfalten.

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