Sonntag, 9. März 2008

Das innere Feuer

Spürst du es manchmal, in dir, wenn du dich in deinem Element, in einer Situation befindest, die dich erfüllt, bei der es keinen Zweifel gibt, sondern nur die Hingabe und Freude zum Augenblick. Erlebst du es manchmal, dass Raum und Zeit ihre Bedeutung verlieren, du im Spannungsfeld von Ruhe und Bewegung, einlassen und loslassen, Mut und Vertrauen aufgehst und zum Strahlen beginnst?

"Ich will wissen, ob du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um deiner Liebe willen, um deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins."

Der Narr hat eine Qualität, die uns allen fehlt: er ist Meister im Scheitern. Ihm geht es nicht darum, gut dazustehen, sondern einzig das zu leben, wonach sein Innerstes begehrt. Ihm geht es nicht darum, alles richtig zu machen, denn dies ist schlicht und einfacht eine Illusion. Es gibt nur eine Wahrheit, und die hat jeder in sich - je tiefer diese bewusst und transparent wird, umso verständlicher und ähnlicher wird sie mit der anderer.

Wir leben in einer unreifen Gesellschaft.


Hesse nennt es in Siddharta die Stadt der Kindermenschen: eine Gruppe von Menschen beschließt, dass beispielsweise spezielle Kleidungsstücke wie Anzüge und ganz spezielle Autos einem Menschen viel Ansehen bringen und sehen dies als unwiderrufbare Wahrheiten an. Diese allgemein anerkannten Sitten mögen das Zusammenleben in mancher Hinsicht erleichtern, doch je extremer sie werden, umso entfremdender werden die Narren von dem, was sie zusammenhält, wenn all diese Statussymbole wegfallen.

"Ich will wissen ob du mit dem Schmerz – meinem und deinem – dasitzen kannst, ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen."


Es wirkt so, als hätten wir im Kollektiv vereinbart, unsere wahren Empfindungen mit diesen Oberflächlichkeiten als Betrachtungsgegenstand zu ersetzen, weil wir unseren Schmerz nicht zulassen wollen. Dafür fehlt uns die Kraft und die Aufmerksamkeit, ja wir wollen ihn aus unserem Leben verbannen und schlucken lieber noch eine Pille, statt uns sowohl mit den körperlichen als auch emotionalen Schmerzen auseinanderzusetzen und hinzusehen, um die Ursache zu erfahren.

Ich will wissen, ob du mit dem Scheitern – meinem und deinem – leben kannst und trotzdem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Vollmonds rufst: "Ja!"

Ich habe die letzten Wochen alles gegeben, habe nichts verborgen, habe das gezeigt, der ich bin und bin trotzdem maßlos gescheitert. All die Selbstzweifel und all das Selbstmitleid kamen dabei hoch, und oft haben sie mich überwältigt und ich sah mich selbst in unendliche Tiefen voller Schmerz und Einsamkeit fallen. Ich wollte es nicht verdrängen, jedoch spürte ich intuitiv, dass dies nicht die Erfahrung ist, die ich lernen sollte - und ich konnte Dank vieler Inspirationen mich wieder dem zuwenden, welches sich wirklich zu entfalten sehnt und innerlich schon lange in mir lodert: das innere Feuer.

"Dass ein Mensch den, den er liebt, nicht bekommen und für sich allein haben kann, ist das häufigste aller Schicksale, und damit fertig zu werden heißt: den Überschuss an Leidenschaft und Hingabe, den man für seine Liebe hat, diesem Objekt zu entziehen und sie anderen Zielen zuzuwenden: der Arbeit, der Mitarbeit im Sozialen, der Kunst. Dies ist der Weg, auf dem ihre Liebe fruchtbar und sinnvoll werden kann.

Das Feuer, an dem sie jetzt nur das eigene Herz verbrennen lassen, ist nicht nur ihr Eigentum, es gehört der Welt, der Menschheit, und wird aus Qual zu Freude werden, wenn sie es fruchtbar werden lassen."


Nichts gibt es dem hinzuzufügen, abgesehen davon meine tiefste Dankbarkeit an jene Menschen zu richtigen, die wie Hermann Hesse bereit waren (und sind!) ihr inneres Feuer mit der gesamten Welt zu teilen.
goldfederchen - 9. Mär, 19:36

Vielleicht sollte ich das Buch mal wieder lesen. Das könnte vielleicht hilfreich sein. Danke für die Anregung :-)

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