Freitag, 16. Mai 2008

Echte Begegnung

In den letzten Tagen frage ich mich, was es eigentlich ist, das mich bei anderen Menschen anzieht. Warum fühle ich mich bei jenen Menschen wohl, bei denen ich mich wohl fühle. Weshalb möchte ich mit jenen Menschen mehr Zeit verbringen als mit anderen?
Vergangenes Wochenende durfte ich wieder Tage erleben, in denen ein gemeinsames wohlwollendes Sein, eine vertraute Gemeinschaft entstanden ist. Und das innerhalb 2-3 Tage zwischen ~80 Menschen. Natürlich ist es etwas blauäugig in so kurzer Zeit von einer Gemeinschaft zu sprechen - aber die Qualität der Verbindung war in vielen Momenten präsent.

Wir haben es nie gelernt.


Zu Beginn des Symposiums konnte jeder einen Stein in die Mitte legen - beschriftet mit einer Erwartung für die gemeinsamen Tage. Ehrlichkeit, Akzeptanz, Inspiration, Vertrauen, echte Begegnungen ...
Was macht es mit mir, wenn jemand vor der großen Runde sagt: Ich wünsche mir den Mut, mich zu zeigen, wie ich bin. Es berührt mich - es öffnet mich - ich fühle Verbundenheit. Und noch mehr, wenn eine alte Dame mit Tränen in den Augen am letzten Tag meint: Wir wären so respektvoll miteinander umgegangen, sie sei davon beeindruckt und traurig zu gleich, denn sie hätte diese Art der Begegnung nie gelernt.
Am liebsten hätte ich sie umarmt in diesem Moment, aber das tat bereits ihr Sitznachbar.

Gemeinsames erleben

Wir kommen meist mit jenen in Kontakt, ins Gespräch, mit denen wir etwas Gemeinsames erleben. Daraus entsteht eine Verbindung. Typisches Beispiel gemeinsame Schulzeit. Wir können damals so gut wie nichts miteinander gesprochen haben, oder vielleicht nur scheinbar Belangloses, und trotzdem interessiere ich mich für den Menschen. Wir haben etwas gemeinsam: in dem Fall eine gemeinsame Vergangenheit. Aber das ist manchmal dann doch etwas wenig, wenn Menschen sich nur auf wenigen oberflächlichen Ebenen austauschen können - Stichwort Klassentreffen. Aus dieser Unzufriedenheit ist bei mir früher manchmal der (verzweifelte) Wunschgedanke entsprungen: Warum gibt es nicht Menschen wie mich, die genauso sind, die das wollen wie ich, die auch alles für andere tun würden. Daraus lässt sich gut meine Sehnsucht ableiten: die Suche nach dem Gemeinsamen. Anfangs sind das vor allem Sport, Musik, Hobbys, Beruf - gemeinsame Interessen. Aber im Grunde genommen ist das nur ein Bruchteil, der Anknüpfungspunkt.

Entscheidend ist nicht das was, sondern das wie


Ich kann mit jemanden jahrzehntelang Fußball spielen, und es kann sich daraus eine tiefe Freundschaft entwickeln. Nicht aufgrund der gemeinsamen Tätigkeit, sondern aufgrund der Art und Weise, wie wir uns begegnen: mit Anerkennung, Wertschätzung, Interesse. Und genauso kann ich mit jemanden die große Vision haben, das gemeinsame Projekt, und unsere Beziehung kann sich mit einem Konflikt auflösen. Das gemeinsame Tun bringt uns in Verbindung, die Qualität der Begegnung wird aber durch die Echtheit bestimmt:

Kann ich so sein, wie ich bin?

Kann ich traurig sein, wenn mir danach ist? Ist es willkommen, auch das zu zeigen? Erst wenn all das leben kann, was in mir lebendig ist, bin ich frei und präsent. Ich lebe im Augenblick, ich lebe den Augenblick. Und erst dann kann ich auch die anderen so wahr-nehmen, wie sie sind. Das verstehe ich unter einer echten Begegnung, und das ist es, was ich mir wünsche.

Tun und Sein


Ich möchte aber noch einen Schritt weiter gehen: das Zeigen können ist schön, aber was ist, wenn ich mich gerade darin weiter vertiefen möchte. Wenn ich jene Ideen und Visionen in mir trage, suche und leben möchte, die dieses Bewusstsein stärken? Wenn ich mich sozial engagieren möchte, um mit vielen Menschen diese Umgangsform zu lernen. Aus diesem Beweggrund ziehen mich eben gerade jene Menschen an, die auch Feuer für meine Anliegen gefangen haben, und sich daraus ein Umfeld der gegenseitigen Inspiration, Bestärkung und Ermutigung entfaltet. Dann wird das Tun zum Sein und das Sein zum Tun, das eine kräftigt das andere und ich komme mit mir als auch anderen mehr und mehr in Berührung: und damit findet auch mit meinen Bedürfnissen und Sehnsüchten eine echte Begegnung statt.

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