Mittwoch, 30. Januar 2008

Gandhi

Zum 60. Mal jährt sich heute der Todestag von Gandhi. Die Art und Weise, wie er sich für die Rechte der Armen und Unterdrückten einsetzte, beeindruckt mich zu tiefst. Er lehnte sich gegen das übermächtige britische Empire auf und blieb dabei seinen 2 Prinzipien treu: Gewaltlosigkeit und das Festhalten an der Wahrheit. Denn:

„Wahrheit schließt die Anwendung von Gewalt aus, da der Mensch nicht fähig ist, die absolute Wahrheit zu erkennen und deshalb auch nicht berechtigt ist zu bestrafen.“

Seine Bescheidenheit und die unbändige Willenkraft, die er regelmäßig durch seinen zivilen Ungehorsam zeigte, ließen ihn zum Mahatma, der großen Seele Indiens, werden. Bis zur Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1947, welche aufgrund religiöser Konflikte mit einer (für ihn schmerzlichen) Trennung in ein muslimisches Pakistan und ein hinduistisches, aber säkuläres Indien besiegelt wurde, hielt man Gandhi insgesamt 8 Jahre gefangen.

"Auge um Auge und die Welt wird blind."

Gewalt war für ihn die Waffe der Schwachen, die sich nicht anders mit Konflikten auszusetzen wussten. Auch für mich ist es eine Art Hilfeschrei, ein Mangel an Vertrauen und Liebe, ein selbstschützender Reflex, seine eigene Verletztheit auch anderen zufügen zu wollen. Einige mystische Lehren, und Gandhi galt als sehr spirituell, gehen davon aus, dass es im Innen genauso wie im Außen ist. Solange ich also nicht meine eigenen Wunden heile und im Einklang mit mir selbst bin, wird es mir auch nicht gelingen, die Bedürfnisse und auch die Wunden anderer zu sehen und zu heilen. Ganz im Sinne von:

"Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst."

Diese Aussage erinnert mich immer wieder daran, dass es an mir liegt, mich in die Richtung zu entwickeln, die ich (er)leben möchte. Wir können zwar nicht die Welt an sich verändern, aber was wir verändern können, sind unsere Einstellungen und damit auch die Art des Erlebens ihr und uns gegenüber. Wenn mich also einmal wieder ein/e rechtskonservative/r PolitikerIn derartig aufregt, dass ich mich innerlich verurteilen höre, wie mensch nur so daneben sein kann, dann blicke ich genauer hin. Ich kann zwar diesen Menschen nicht unmittelbar beeinflussen, aber was ich kann, ist versuchen zu verstehen. Warum ist mensch zu solchen Worten oder Taten bereit, wie kommt er dazu?

Anfangs, als ich Bush's Biographie durchgeblickt habe und entdeckte, dass er alkoholsüchtig (gewesen) ist, dachte ich mir: Das gibts ja nicht, wie kann so ein Typ bloß Präsident sein. Heute blick ich mit anderen Augen auf ihn, ich empfinde ehrliches Mitgefühl mit ihm. Ich bin mir sicher, dass er in einer sehr, sehr schwierigen, wohl auch distanzierten Familie aufgewachsen ist und wenige wirklich intime Begegnungen machen durfte. Seine Hinweise, dass Gott ihn beim Irakkrieg unterstützen würde, zeigen seine Hilfslosigkeit (auch wenn es nur ein PR Maßnahme war). Genauso verrückt ist ja beispielsweise der japanische Verteidigungsminister, der erst kürzlich offiziell angekündigte, sich gegen eine Invasion von Außerirdischen aufzurüsten. Er muss wohl doch zu oft Godzilla gesehen haben, auf den er sich übrigens sogar in seiner Rede bezieht. Auch mein tiefstes Mitgefühl an diesen änglichsten Kerl, der sich wohl nicht mal in einem Atombunker sicher fühlen wird.
Aber kommen wir zurück zu Gandhi:

Was war seine Vision?

... und was können wir heute noch von ihm lernen? Indien ist heute wie jedes sogenannte Schwellenland tief gespalten: ca. 5% der indischen Bevölkerung erleben einen Wirtschaftsboom und einen rasanten Anstieg des Lebensstandards, während die ländliche Bevölkerung (60%) ums Überleben kämpft und bis zu 50% der Menschen in den Großstädten in Slums unterkommen müssen.

Gandhi's Bemühungen, Indien zu einem sozial gerechten, friedlichen Staat zu entwickeln, schienen nicht nachhaltig gewirkt zu haben. Seine Appelle an politische Führer, bei jeder Entscheidung sich das Gesicht des ärmsten Menschen vor Auge zu führen, den sie begegnet sind und sich dabei zu fragen, ob diese Maßnahme diesen Menschen unterstützen wird, scheint weitgehend unbeherzigt. Was wir trotz aller ernüchternden Entwicklungen aber nach wie vor nicht unterschätzen und wir uns, im Gegenteil, dadurch bestärken lassen sollten, ist: Wozu ein Mensch in der Lage sein kann, wenn er wirklich will. Oder wie Gandhi meinte (und lebte!):

"Es gibt keinen Weg zum Frieden - der Frieden ist der Weg."
toniclay - 30. Jan, 12:45

Einladung

... bei den Gedanken die Du hier aufzeigst würdest Du gut zu den "Utopisten" passen - www.utopia.de

c4luxe - 30. Jan, 13:02

hey toniclay,

dort bin ich schon seit einer weile! aber danke für den tipp - ich werd gleich mal meine beiträge dort hinein stellen - hatte ich sowieso noch vor. :-)

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