Montag, 7. April 2008

Widersprüche verbinden

Steh auf!
Ich bin aber noch müde.
Du willst doch heut Vormittag die Arbeit fertig schreiben!
Ich will aber auch das Leben genießen, und da ist mir Genuss, Zeit für mich, wichtig.
Mensch, jetzt tu endlich was, ist echt ärgerlich mit dir.


Aua. Kennst du diese Stimmen in dir, die sich gerne widersprechen? Ich wünsch es dir, denn wenn sie nicht differenziert wahrgenommen werden, ist mensch aus meiner Erfahrung heraus nicht mit sich verbunden.

Die Basis für ein friedliches Zusammenleben ist Empathie.


Empathie ist eine Mangelware, obwohl sie einer der schönsten Erlebnisse im Leben ist, wird sie nur wenig angeboten. Weil die wenigsten den inneren Ruf aller Menschen, ihre "Nachfrage", hören: Gib mir Verständnis, gib mir Einfühlung, gib mir Empathie! Genauso ist es mit unserer inneren Stimme, unseren Gefühlen, unserem Körper. Sie wollen Empathie. Sie wollen wahrgenommen werden. Wenn ich mich im inneren Monolog befinde (und das bin ich mit jedem geführten Gedanken), um etwas zu entscheiden, dann höre ich achtsam zu. Damit nehme ich die Verantwortung über die Beantwortung der aufkommenden Fragen und Forderungen an.

Gedanken sind ein Teil von mir, aber ich führe sie und nicht sie mich. Wenn ich also in einem gedanklichen Widerspruch bin, versuch ich zu verstehen, welcher ursprüngliche Grund sie aufkommen lässt, worauf wollen sie mich hinweisen? Will ich aufstehen, weil ich selbst diese Tätigkeit machen will, aus eigenem Willen? Ja, worauf warte ich dann noch? Oder ist es ein schlechtes Gewissen, weil nun mal alle anderen auch aufstehen und arbeiten. Will ich nicht als faul gelten? Will ich Anerkennung und Wertschätzung, und deshalb aus dem Bett? Ist mein Wert nicht unabhängig davon, was ich leiste ... ? Wenn ich mit mir selbst im Frieden sein will, dann ist die Vorausssetzung, dass ich mich mir, meinen Verhaltens- und Denkmustern, gegenüber empathisch verhalte.

"Jedes Leben wird erst durch Spaltung und Widerspruch reich und blühend."

Jedoch ist Widersprüche zuzulassen gar nicht so simpel, denn es kostet ein Stück Sicherheit. Sehe ich keine Gegensätze, lebe ich in der Illusion, es sei alles eindeutig. Wie wir regelmäßig über die Politik urteilen ist ein gutes Beispiel: dagegen sein ist einfach. Dem Wider Empathie zu geben, das ist die wahre Herausforderung. Ich kann mich von allen Menschen abwenden, die mir widersprechen. Das ist vorläufig gar nicht schwer. Allerdings schwimme ich dann an der Oberfläche, erfahre kein tieferes Verständnis anderer Sichtweisen, und es wird mir auch schwer fallen, mich anderen zu nähern. Im Verliebtsein fällt uns das noch relativ einfach, da sehen wir auch die Widersprüche nicht, sondern nur das gemeinsame Wollen. Aber auch hier wird sich weisen, dass es an Empathie bedarf, um mit sich und der geliebten Person in Verbindung zu bleiben.

"Denn nur wenn wir mitempfinden, haben wir das Recht, von einer Sache zu sprechen."

Widersprüche gibt es aber auch im größeren Kontext. Beispiele dafür stehen in jeder Zeitung. Das Traurige an all den unterschiedlichen Konflikten ist, es fehlt schlicht und einfach an Empathie. Dort sind die Schurkenstaaten, ich bin gut, und deshalb komm ich ins Himmelparadies, und der ist vielleicht ein rassistischer Arsch! Und ich? Beurteile ich ihn nicht genauso als minderwertig, würdige ich ihn nicht genauso herab?

Richtig schwierig wirds in einer direkten Konfrontation mit Widersprüchen, wenn jemand nicht mit mir übereinstimmt, was ich zu sagen habe. Wie verletzlich werde ich dann, was kommt da alles hoch, wie sehr bin ich in meiner "Ich muss alles richtig machen und sagen" Welt gefangen, so, dass mir einmal jemand das Gegenteil sagt, aus welchem Grund auch immer, ich zu keinerlei Empathie mehr fähig bin. Dabei wäre der Grund so interessant, hilfreich und schließlich sicherlich eine Inspiration, mein Leben auch in diesen schwierigen Momenten wertzuschätzen. In den Gegensätzen aufzublühen, das wünsch ich mir - wie wir Tag und Nacht brauchen, um zu wachsen, so brauchen wir auch das bewusste Zulassen von Widersprüchen, um uns mit der Welt zu verbinden.

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