Sonntag, 2. März 2008

Wer lieben kann, ist glücklich

Im Gemeinschaftsraum des Ökodorfs 7Linden steht ein Spruch an der Wand, der sinngemäß lautet: "Wie soll dich jemand lieben, wenn du nicht zeigst, wer du bist?"

Und wer bin ich? All das, was in mir lebendig ist - und je mehr davon spürbar ist, desto mehr stehe ich im Leben. Das Problem unserer Gesellschaft ist dabei, dass wir uns bereits so viele Masken aufgesetzt und in Konformität und Anpassung geübt haben, dass wir die Verbindung zu dem, was wir wirklich sind, oft nur noch schwer erfahren können.

"Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil."

Wäre da nicht die Liebe! Die Liebe, die uns wieder zu unserem ursprünglichen Sein zurückführen will und an uns rüttelt und uns den Kopf verdreht, bis wir all die verkrümmten Haltungen wieder aufgeben. Die Liebe möchte das Leben bejahen und uns zu dessen Essenz führen, verneinen wir sie, lehnen wir damit unweigerlich auch unser Wesen(tliches) ab.

"Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann."


Wäre da nicht die Angst vor Verletzungen. Erinnerungen an Wunden, die wir aus der Vergangenheit mitgenommen haben, weil wir uns der (Selbst)Liebe nicht hingegeben haben und damit diese Schmerzen nicht bejahen konnten.

Und wäre da nicht unserer vernunftsbetonter Verstand, der nur das Beste für uns möchte und doch dabei vergisst, dass die Beweggründe des Herzens rational nicht verständlich sind. Der Kopf wägt ab, stellt die gesellschaftlich anerkannten Werte in den Mittelpunkt, bewertet und versucht analytisch eine Antwort auf die Frage zu finden: soll ich mich wirklich darauf einlassen? Ja? Nein?

Was kann ich verlieren?


Alleine diese Frage zeugt von der Unwissenheit des Verstands über die Liebe. In der Liebe gibt es keine Gewinner oder Verlierer, da es auch nichts zu gewinnen gibt - die Liebe möchte sich einlassen auf den Moment und sich diesem vollkommen und bedingungslos hingeben, ohne wenn und ohne aber. Bedingungslos zu lieben bedeutet, jegliche Bedingungen loszulassen und damit auch die Vernunft, die genau diese Bedingungen abwägen möchte. Das Hin-Geben ohne Absicht also, ohne Gegenforderung, alleine aus der Kraft der Liebe heraus, die sich selbst genügt...

"Wer lieben kann, ist glücklich."


Als ich vor 3 Jahren wieder einmal in einer scheinbar gescheiterten Liebe vor mich hintrauerte und mein Herz in tausend Teile zerbrochen schien, kam mir Hermann Hesse's Sammelwerk "Wer lieben kann, ist glücklich" in die Hände. Nach und nach wurde mir bewusst, welch wahres Glück ist, lieben zu können und zu dürfen. Es macht mich lebendig, weckt alles Wesentliche in mir und rückt alles andere in den Hintergrund. Und mit diesem Prozess führt es mich direkt ins (Er)Leben, direkt zu dem was ist, und zu dem, was uns am Leben erhält, uns erfüllt und glücklich macht.

Von der Liebe

aus "Der Prophet" von Khalil Gibran
(nehme im folgenden Beitrag Bezug darauf)

"Da sagte Almitra: Sprich uns von der Liebe.
Und er hob den Kopf und sah auf die Menschen, und es kam eine Stille über sie Und mit lauter Stimme sagte er:

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstetet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennen lernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen,
und weinen, aber nicht all deine Tränen.
Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.
Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen;
Denn die Liebe genügt der Liebe.
Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.
Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen.
Aber wenn du liebst und Wünsche haben mußt, sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.
Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein;
Und willig und freudig zu bluten.
Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;
Zur Mittagszeit zu ruhen
und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;
Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
Und dann einzuschlafen
mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen."

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