Von Thomas Bernhard
Der Nichtstuer als der Geistesmensch ist tatsächlich in den Augen derer, die unter Nichtstun tatsächlich nichts tun verstehen und die als Nichtstuer auch tatsächlich nichts tun, weil in ihnen während des Nichtstuns tatsächlich gar nichts vorgeht die größte Gefahr und also der Gefährlichste.
c4luxe - 17. Jun, 19:53
von Hermann Hesse
Im Augenblick, da das Wollen ruht und
die Betrachtung aufkommt, das reine Sehen
und Hingegebensein, wird alles anders.
Denn Betrachtung ist ja nicht Forschung
oder Kritik, sie ist nichts als Liebe.
Sie ist der höchste und wünschenswerteste
Zustand unserer Seele: begierdelose Liebe.
c4luxe - 10. Jun, 14:13
von Meister Eckhart
Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige.
Immer ist der wichtigste Mensch der,
dem du gerade gegenüberstehst.
Immer ist die wichtigste Tat die Liebe.
c4luxe - 4. Jun, 16:05
von Johann Wolfgang von Goethe
Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
bist alsobald und fort und fort gediehen,
nach dem Gesetz, womit du angetreten.
So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
so sprachen schon Sybillen so Propheten,
und keine Zeit und keine Macht zerstückelt prägende Form,
die lebend sich entwickelt.
c4luxe - 3. Jun, 21:17
Uns begleiten tagtäglich unzählige Fragen. Manche mögen anfangs trivial wirken, wenn es beispielsweise um die Wahl geht, zu welchen Konsumgütern wir greifen oder eben nicht. Manch andere scheinen uns zu überfordern, wodurch viele von uns sie erst gar nicht stellen wollen. Ich sehe sie allerdings als sehr bedeutend an, wenn ich ein mündiger Mensch werden möchte. Ein kleiner Auszug davon wäre: Warum leben wir in einen der materiell reichsten Ländern der Welt, und können oder wollen trotzdem so wenig (mit-)teilen? Obwohl jeder von uns weiß, das unser Reichtum großteils auf Ausbeutung und Kriegsführung beruht. Nach wie vor ist heute Sklaverei ein Thema, eine Unzahl unserer Waren werden unter lebensunwürdigen Bedingungen hergestellt. Vom Umgang mit der Natur ganz zu schweigen. Und warum leben wir in einem sogenannten "entwickelten, freien" Land, und haben dann keine freie Zeit für unsere Kinder oder für unsere Ältesten?
"Freiheit bedeutet Verantwortung; das ist der Grund, weshalb sich die meisten davon fürchten."
Viele von uns sind freier als sie gerne hätten. Deshalb lassen wir uns gerne vom in die Ferne sehen ablenken; der Wunsch nach Leichtigkeit, nach einem einfachen Leben in dieser komplexen und herausfordernden Welt scheint verständlich. Als ich als Schüler in Fabrikshallen mit monotoner Fließbandarbeit vereinnahmt war, hatte ich abends auch keinen Nerv und keine Muße, mir Gedanken über mehr als das Allernotwendigste zu machen - und das war oft schon zuviel. Sogar Adam Smith, der "Gründungsvater" der liberalen Marktwirschaft, meinte, dass die von ihm propagierte extreme Arbeitsteilung zur Verdummung der Arbeiterschaft führen würde. Es wundert daher auch wenig, dass Karl Marx, einer der einflussreichsten Kapitalismuskritiker, aus einer bürgerlichen Famile stammte. Die Arbeiterschaft hatten/haben schlicht und weg keine Zeit und Energie dafür.
Das Wertvollste, das wir (uns) schenken können, ist Zeit
Auch wenn wir scheinbar alle im kollektiven Stress stecken, als würde sich die Erde immer schneller drehen, so hindert mich keiner daran, auf Pause zu drücken. Stopp! Wo steh ich eigentlich heute und wo beweg ich mich hin? Entschleunigung ist für mich der zentrale Schlüsselfaktor, der unsere Wahrnehmung erweitern würde. Das lässt sich ganz einfach erfahren: Wenn ich durch die Straßen laufe, zielgerichtet, mit Gedanken in der Zukunft oder Vergangenheit, das muss ich auch noch erledigen! Meine Wirklichkeit, das, was auf mich wirkt, reduziert sich dann auf ein Minimum, ich lebe im Kopf, scheinbar isoliert von meiner Mitwelt. Eine Bettlerin sitzt am Straßenrand und streckt ihre Hände zur Passantin. Wie abgehärtet sind wir eigentlich, wenn wir hier völlig emotionslos, ja vielleicht sogar abwertend, vorbeieilen? Wir haben ja keine Zeit!? Und wenn doch, tappen wir in die "Ohnmachtsfalle", die unserer kontrollgeiler Verstand wie nichts anderes meidet .
Was kann ich schon tun?
"Die Basis für eine vorsorgende Gesellschaft ist Empathie", habe ich erst in einem Unikurs "für eine vorsorgende Gesellschaft" von einer anerkannten Professorin gehört. Und ich schließe mich dem völlig begeistert an - ja, wenn ich das sogar an einer Uni höre, wo normalerweise nur kognitives Wissen vermittelt wird, dann werden wir das wohl auch hinkriegen. Das beginnt ganz einfach beim Verstehen wollen, ganz gleich ob Asylwerber oder Ausländerfeindin, ich möchte verstehen. Verständnis verbindet, und Verbindung stärkt immens, denken wir nur an die Bedeutung "bester" Freundschaften in unserem Leben. Verstanden fühlen öffnet, wir erleben, dass wir doch nicht die Einzigen sind, denen es so geht. Aus Ignoranz entsteht Neugierde, aus Apathie wächst Engagement, der Hass und Ärger wandelt sich in Liebe: zu sich selbst und zur gesamten Mitwelt.
"Der nächste Buddha wird kein Individuum, sondern eine Gemeinschaft sein."
Ich will Verantwortung übernehmen. Ich will mir Antworten geben auf Fragen und Konflikte, die ich nicht unterstützens- und lebenswert empfinde. Ich will den Luxus meines freien Lebens gänzlich ausschöpfen und damit weiter denken. Ich will tiefe Freude und Verbundenheit in meinem Sein und meinem Tun erleben. Ich will sowohl jetzt, in diesem Augenblick, das tun, was ich als bereichernd ansehe als auch will ich, wenn die Zeit reif ist, auf mein Leben zurückblicken können und sagen: Ja, dafür hat es sich zu leben gelohnt. Und dabei besteht sicherlich keinerlei Korrelation zu meinem Stundenlohn. Konsequenterweise schlussfolgere ich daraus, dass ich einen Zeit- und Menschenraum aufsuche, in dem diese Sehnsüchte nicht nur willkommen, sondern auch geteilt werden. Ich will den Mut haben, meiner Verantwortung gerecht zu werden, und das heißt: Selbst die Veränderung zu sein, die ich in meiner Welt sehen möchte. Dabei genügt es ja bereits, selbst aufzuhören, anderen Lebewesen unnötigerweise auf die Füße zu treten. Das soll kein Verzicht sein, sondern ganz im Gegenteil: Wir leben in einem solch unermesslichen Überfluss, dass es Freude macht, diesen mit anderen zu teilen und uns ehrlich über unser Erreichen und Scheitern mitzuteilen. Es gibt kein Geben ohne einem gleichzeitigen Nehmen, wenn wir unser rationales Kalkül verlassen, also uns nicht nur als denkende, sondern uns auch als fühlende Menschen verwirklichen wollen. Darin besteht ein enormes Potenzial, das wir nur gemeinsam schaffen können, in dem wir Gemeinsames, das, was uns verbindet, erschaffen.
c4luxe - 31. Mai, 11:02
von Paulo Coelho
Ein weißer Afrikaforscher konnte es nicht erwarten, endlich ins Landesinnere vorzustoßen. Um früher an sein Ziel zu gelangen, zahlte er seinen Trägern ein zusätzliches Gehalt, damit sie schneller gingen, und über mehrere Tage lang legten die Träger ein schnelleres Tempo vor.
Eines Abends jedoch setzten sich alle auf den Boden, legten ihre Bündel ab und weigerten sich weiterzugehen. So viel Geld er ihnen auch anbot, die Träger rührten sich nicht von der Stelle.
Als der Forscher sie schließlich nach dem Grund ihres Verhaltens fragte, erhielt er folgende Antwort: "Wir sind so schnell gegangen, dass wir nicht mehr recht wissen, was wir tun. Darum warten wir, bis unsere Seele uns eingeholt hat."
c4luxe - 30. Mai, 11:09
von Hermann Hesse
Jedes Leben wird erst durch Spaltung und Widerspruch reich und blühend. Was wäre Vernunft und Nüchternheit ohne das Wissen vom Rausch, was wäre Sinnenlust, wenn nicht der Tod hinter ihr stünde, und was wäre Liebe ohne die ewige Todfeindschaft der Geschlechter?
c4luxe - 28. Mai, 11:18
Du kennst die Situation, in der sich jemand zurückhält, sich unwohl fühlt, wenn er vor der Gruppe spricht, versteckt, wie mensch ihm richtig ansieht, wie er kämpft? Und du sitzt da und fragst dich: Warum?
Tja, das kenne ich nur allzu gut von mir selbst. Nachdem ich mich gerade diesen Mustern sehr zugewandt habe, habe ich sie besser kennen gelernt, lache ihnen öfter zu, als dass sie mich vereinnahmen und komme damit auch mit anderen beinahe täglich in echten Kontakt. Das belässt mich nicht nur in einem dankbaren Staunen über die Vielfalt und Schönheit dieses Lebens, sondern führte mich auch zur Annahme, dass es etwas gibt, dass genau diese Offenheit fördert:
Hin-gabe
In der Natur kann ich davon vieles entdecken. Einerseits wird wohl jeder von uns übereinstimmen, dass eine Blüte erst dann zu ihrer wahren Schönheit gelangt, wenn sie sich öffnet. Doch die Natur zeigt noch mehr vor: die vollkommene Hingabe. Wenn ein Apfelbaum seine unzähligen Knospen blühen lässt, achtet er nicht auf rationales Kalkül, er blüht auf in vollstem Überfluss und dessen gesamte Pracht. Ein Samen sprießt aus dem Erdboden, ganz gleich welche Gefahr ihm droht, er wartet nicht. Kein Grashalm fürchtet die Schafherde. Ohne Hingabe gäbe es kein Wachstum.
"Der wahre Beruf des Menschen ist, zu sich selbst zu kommen."
Wenn wir an den Menschen denken, was macht ihn schön? Ist es nicht das Kind, das uns mit strahlenden und neugierigen Augen anlächelt? Ist es nicht die Großmutter, die uns besinnlich und zufrieden begrüßt? Ist es nicht jener Mensch, der es versteht, alles Lebendige in ihm auszudrücken? Wie viele von uns stecken in ihren Sorgen, Schüchternheiten und Ängsten fest, eingesperrt in den eigenen Gedanken. Der Psychoanalytiker Erich Fromm und viele mehr behaupten, das wir bis zu 70% unserer Energien zum Verdrängen verwenden. Resignation und Unzufriedenheit sind kein Schicksal, sondern maßgeblich von uns bestimmt.
"...und jedes Gefühl, dem wir unrecht tun, ist ein Stern, den wir auslöschen...
Das alles ist natürlich etwas einseitig - selbstverständlich gibt es genug Situationen, wo wir vorsichtig sein müssen. Achtsamkeit ist die Basis dafür, zu unterscheiden, ob die Angst uns vor etwas schützen will: ob es wirklich etwas Ernsthaftes zu (be)fürchten gibt. Oder ob sie uns bloß in unserem Wachstum hemmt. Speziell in Gruppen bemerke ich, wie schön Menschen sind, wenn sie sich zeigen und offen reden - unmittelbar fühle ich mich zu ihnen verbunden. Und genauso bedauere ich Gespräche, bei denen ich nicht das sehe, was ich höre, wenn ich die Echtheit und damit das Leben nicht mit allen Sinnen spüre.
Ja, ich bin, werde, wachse!
Ich bin der Überzeugung, dass wir als Menschen heute die Gelegenheit und Chance nutzen sollten, die "freie Gesellschaft" als solche in Anspruch zu nehmen und uns frei zu machen von all dem Lähmenden, das uns vom genussvollen Leben abhält. Wenn ich traurig bin, dann möchte ich das auch sagen können und genauso möchte ich zu meiner Angst, Scham oder Wut stehen können. Bedingungslos, ganz gleich, ob ich deshalb ausgelacht oder schief angesehen werde... Ja, auch das bin ich! Ja, ich bin nicht nur der Lächelnde, Freundliche, Empathische, nein, ich bin mehr als das! Es lässt mich wachsen, wenn ich mich dem Lebendigen widme. Weg mit diesem Schein, her mit dem echten Sein! Schritt für Schritt versuche ich diese Ehrlichkeit mir und anderen gegenüber zu leben - berühre dabei die Vielfalt des Lebens: eng verbunden mit meiner wachsenden Hingabe.
c4luxe - 26. Mai, 20:36