Montag, 28. April 2008

Beständige Liebe

von Erich Fromm

Liebe ist nur möglich, wenn zwei Menschen sich aus der Mitte ihrer Existenz heraus miteinander verbinden, wenn also jeder sich selbst aus dem Zentrum heraus erlebt. Nur dieses "zentrale Erlebnis" ist menschliche Wirklichkeit nur hier ist Leben, nur hier liegt die Basis für Liebe. Eine so erlebte Liebe ist eine ständige Herausforderung sie ist kein Ruheplatz, sondern gemeinsames Streben, Wachsen und Arbeiten. Selbst Harmonie oder Konflikt, Freude oder Traurigkeit sind zweitrangig gegenüber der grundlegenden Tatsache, daß zwei Menschen sich aus dem Wesen ihrer Existenz heraus erleben, daß sie nur dadurch miteinander eins werden, daß sie mit sich selbst eins sind. Für die Existenz der Liebe gibt es nur einen Beweis: die Tiefe der Bindung sowie die Lebendigkeit und Kraft in jedem der Liebenden. Das allein ist die Frucht, an der man die Liebe erkennen kann.

Samstag, 26. April 2008

Bei Liebeskummer Sokrates

von Kay Hoffmann

Philosophieren in Krisenzeiten, in Zeiten der inneren Auflösung, des Zweifels, des Übergangs, der Neuorientierung, aber auch der Konfrontation mit Vergänglichkeit und Tod birgt eine Chance, was durch kein Wissen und durch keine Wissenschaft als Angebot abgedeckt wird: die Erlaubnis, sich im Nichtwissen zu beheimaten; von dort ausgehend unterwegs zu sein. Sich erlauben, von Bildern und Eindrücken überwältigt zu werden, statt alles im Griff zu behalten.

Ignoranz erwächst aus der Verblendung, das Sichtbare als Beweis für die Begrenzung der Sichtweise zu benutzen und sich dem Offensichtlichen zu begnügen.

Die Bilder sind erst der Anfang. Wie Fichte schreibt: "Ich selbst weiß überhaupt nicht, und bin nicht. Bilder sind da. Sie sind das Einzige, was da ist, und sie wissen von sich, nach Weise der Bilder - Bilder, die vorüberschweben, ohne dass etwas sei, dem sie vorüberschweben; Bilder, die durch Bilder von Bildern zusammenhängen; Bilder, ohne etwas in ihnen Abgebildetes, ohne Bedeutung und Zweck. Ich selbst bin eins mit diesen Bildern, ja, ich bin selbst dies nicht, sondern selbst nur ein verworrenes Bild von Bildern. Alle Realität verwandelt sich in einen wunderbaren Traum, ohne ein Leben, von welchem geträumt wird, und ohne einen Geist, dem da träumt; verwandelt sich in einen Traum, der in einem Traum von sich selbst zusammenhängt!"

Das ist Philosophieren!

Das Lesen solcher Texte hat mir geholfen, mir in meinem Leben Raum zu nehmen, in dem solche Gedanken Platz haben. Damit bin ich ebenso bereit, auch anderen Menschen einen solchen Raum zuzugestehen. Dem Raum folgt die Zeit, und es entsteht eine Gelassenheit, die für sich selbst spricht. Philosophieren ist für mich auch immer eine sinnliche und leibgebunde Erfahrung, die sich in Stimmungen äußert bzw. diese mitbestimmt.
Die philosophische Praxis greift besonders auf das unmittelbar
innerlich erfahrene Wissen in jedem Einzelnen zurück. Es geht um ein innerlich erlebtes, gespürtes Wissen als persönliche Erfahrung von Gewissheit.

Der Anfang des Philosophierens ist leichter, als man es sich meist
vorstellt, weil zu oft Ängste und Zweifel den Schritt in die
Bewegtheit des Lebens behindern. Oder man hält an alten Strukturen fest, und merkt plötzlich, wie man in der Luft hängt und den Boden unter den Füßen verliert.

Schritt halten mit dem Verlauf des Lebens heißt Veränderung zu
bejahen, Bodenhaftung zu bewahren und in Bewegung zu bleiben.


Der Atem leitet uns an, er gibt uns einen natürlichen Rythmus mit seinem Einsetzen und Ausklingen, der Pause, die zwischen den Phasen enstehen kann, wenn sie zugelassen wird.
Umstände im Leben kommen und gehen, Zyklen, Jahreszeiten, Tageszeiten. In der Erinnerung erscheinen sie uns wie Zeitrafferfilme, in denen sich Blüten öffnen und schließen, aufblühen und verwelken. Die ständige Veränderung vollzieht sich innerhalb einer immer währenden Strömung, in einem ständigen Fließen. Eine verantworungsvolle Gestaltung und Ausrichtung ist nur möglich, wenn wir uns grundsätzlich auf eine Zustimmung zur Welt einlassen und uns der Strömung hingeben. Wenn wir merken, dass wir nicht aus dem Fluss aussteigen können, merken wir, dass wir nun die besten Chancen bekommen, das Leben zu lernen.

Uns muss bewusst sein, wenn wir alles kontrollieren und im Griff behalten wollen, verkleinert sich die Welt und ist schließlich
begrenzt auf einen einzigen Standpunkt, der nun schon längst
überholt ist.


Je mehr Dinge außer Kontrolle geraten, umso mehr versucht man, das Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen, und desto größer wird die Anstrengung, die Oberhand zu behalten. Es erscheint das Leben wie ein Schwindel, ein böser Traum, der uns auf das Erwachen warten lässt ... Aber ein Traum fügt sich an den anderen, und es geht nicht darum, aus dem Traum zu erwachen, sondern das Erwachen zu träumen.

Donnerstag, 24. April 2008

Die Welt unser Traum

von Hermann Hesse

Nachts im Traum die Städt’ und Leute,
Ungeheuer, Luftgebäude,
Alle, weißt du, alle steigen
Aus der Seele dunklem Raum,
Sind dein Bild und Werk, dein eigen,
Sind dein Traum.

Geh am Tag durch Stadt und Gassen,
Schau in Wolken, in Gesichter,
Und du wirst verwundert fassen:
Sie sind dein, du bist ihr Dichter!
Alles, was vor deinen Sinnen
Hundertfältig lebt und gaukelt,
Ist ja dein, ist in dir innen,
Traum, den deine Seele schaukelt.
Durch dich selber ewig schreitend,
Bald beschränkend dich, bald weitend,
Bist du Redender und Hörer,
Bist du Schöpfer und Zerstörer.
Zauberkräfte, längst vergeßne,
Spinnen heiligen Betrug,
Und die Welt, die unermeßne,
Lebt von deinem Atemzug.

Montag, 21. April 2008

Als ich mich zu lieben begann

von Charlie Chaplin

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und das alles was geschieht richtig ist
- von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt sich "SELBSTACHTUNG".

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, das emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das nennt man "AUTENTHISCH-SEIN".

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden wie sehr es jemanden beschämt
ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste,
daß weder die Zeit reif, noch der Mensch dazu bereit war,
und auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß ich, das nennt man "SELBSTACHTUNG".

Als ich mich selbst wirklich zu lieben begann,

habe ich aufgehört mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, daß alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man „REIFE“.

Als ich mich selbst wirklich zu lieben begann,
habe ich aufgehört mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man "EHRLICHKEIT".

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,

habe ich mich von allem befreit was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das "GESUNDEN EGOISMUS"
aber heute weiß ich das ist "SELBSTLIEBE".

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört immer recht haben zu wollen
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt, das nennt man "EINFACH-SEIN".

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen,
jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick wo ALLES stattfindet.
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es "VOLLKOMMENHEIT".

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich, daß mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner
diese Verbindung nenne ich heute
"HERZENSWEISHEIT".

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich, DAS IST das Leben!

Freitag, 18. April 2008

In freier Verbundenheit

Was ist es, was Freundschaften, Beziehungen im weitesten Sinn, wirklich ausmachen? Ist es das immer da sein, ist es das Zuhören, ist es das gemeinsame Erleben, ... ist es mehr?
Ja, aus meiner Erfahrung heraus ist es weit mehr. In meiner Jugend hatte ich noch Freundschaftsphasen, 2-3 Jahre verstand ich mich mit jemanden richtig gut, wir sahen uns beinahe täglich und hatten viele gemeinsame Abenteuer. Und dann kam bei einem von uns etwas, dass wir nicht miteinander teilen konnten... eine neue Freundin, eine Beschäftigung, für die ich mich selbst nicht begeistern konnte. Meist fühlte ich mich nach so einer Wende verraten, enttäuscht, hatte eine Krise, ich hatte doch alles für die Freundschaft getan und doch war sie jetzt vorbei...

Freundschaften währen ewig.


Mit 13 war ich verliebt, ich schrieb mit ihr 100erte Briefe, und ein Jahr darauf kamen wir zusammen. Es war eine wunderschöne Zeit, und doch ging sie vorbei. Wir trennten uns und verloren uns aus den Augen. Jeder ging seinen Weg. Nach ~6 Jahren trafen wir uns wieder, lachten, weinten, wurden nostalgisch und melancholisch angesichts unserer gemeinsamen Zeit und schließlich spürten wir wieder die Flamme des Herzens aufflackern, nein, wenn mensch einmal jemanden geliebt hat, dann kann passieren was will, sie wird nicht vergehen. Oft sind wir von unseren Verletzungen verblendet, projizieren und werfen dem anderen etwas vor. Es scheint keinerlei Zuneigung mehr spürbar zu sein, aber im Gegenteil, je mehr mensch verletzt wird, desto mehr hat er sich geöffnet und damit das Ungewisse bejaht, geliebt.

Heilung findet statt, wenn sich zwei authentische Personen begegnen.

Wahre Freundschaft hat für mich viel mit Öffnung und Mut zu tun. Genau das braucht es auch für einen ehrlichen Umgang, gerade bei schwierigen Themen. Das mag den anderen manchmal auch verletzen, aber jede Krise ist eine Chance, sich zu wandeln, reifer zu werden. Die Freundin ist nicht für meine emotionalen Verletzungen verantwortlich, das sind ganz allein meine. Durch ihre Berührung lässt sie mich wieder dahin sehen, was ich davor vielleicht versucht habe zu vermeiden, und letztlich sollte jeder dafür dankbar sein, sich selbst wieder deutlicher zu sehen, gespiegelt durch die tiefere Begegnung.

Eine heilsame Beziehung zu führen bedeutet, sich gegenseitig in der persönlichen Entwicklung zu unterstützen

... und noch viel bedeutender und schwieriger: auch, wenn sie in eine Richtung gehen sollte, bei der sich die Menschen voneinander (räumlich) entfernen. Das ist für mich bis heute die tiefste Ebene einer Begegnung, wenn Menschen sich so lieben und wertschätzen, dass sie jedem Einzelnen seinen Weg gehen lassen, bedingungslos. Das fordert ein tiefes, inneres Vertrauen: das all das, was geschieht, einen Sinn hat. Und es bedarf an Demut und Dankbarkeit, für jeden erlebten und zu erlebenden Augenblick, ohne dabei anzuhaften, festzuhalten... Mensch muss loslassen können, die Freiheit respektieren, schätzen und selbst lieben. Als ich einer Freundin auf dieser achtsamen, empathischen Ebene begegnet bin, fühlte (und fühle) ich mich lebendig, dankbar und glücklich. Es gibt mir die Gewissheit, dass es hinter den Gegensätzen von Nähe und Unabhängigkeit etwas gibt, das beides vereint. Je mehr ich mich darauf einlasse, öffne, desto öfter begegne ich anderen Menschen auf eine heilsame Weise: nämlich in freier Verbundenheit.

Donnerstag, 17. April 2008

Informieren statt polarisieren

Eine vorsorgende Gesellschaft bedarf ein gemeinsames Wollen, und dazu bedingt es, dass wir uns ein Bild machen, wie wir leben wollen - bezüglich all unserer Lebensbereiche. Und dazu zählt nun mal auch das Tabuthema Geld.

Eben habe ich mir wieder die Doku "Money is debt" angesehen, ein Trickfilm, der in seiner Einfachheit und Reichweite besticht, immerhin erklärt er unser Geldsystem und die weitreichenden Folgen...

Hier kannst du ihn dir ansehen: http://www.nuoviso.de/filmeDetail_moneydept.htm


Weiters möchte ich auf diesen Blog aufmerksam machen, den ich folgend auch zitiere, da sich seine Intention mit meiner zu decken scheint: http://dokumentarfilme.wordpress.com/

Diese Seite will eine Übersicht über ausgesuchte Dokumentarfilme im Internet geben, eine Orientierungshilfe für Quellen unabhängiger Information bieten und sich am Austausch beteiligen, wie den drängenden Themen unserer Zeit begegnet werden könnte.

Zugang zu ausgewogener und sachlich vollständiger Information ist kostbar. Der überwiegende Teil der Weltbevölkerung lebt diesbezüglich wissentlich oder unwissentlich in grosser Unfreiheit – freie Meinungsbildung und -äusserung werden massenmedial überlagert, gefärbt und wattiert, und vielfach gewaltsam verhindert.

Im Internet muss man zwar die Spreu vom Weizen trennen, sich eben selber aktiv eine eigene Meinung bilden - aber die Verfügbarkeit von kritischer Information und vor allem ihre Unreguliertheit besticht, zumindest in den Teilen der Erde, wo die Internetzensur nicht greift.

Angesichts der dunklen Zeichen der Zeit und im Bewusstsein der Mitverantwortung jedes Einzelnen, auch für Geschehnisse fernab seines Aufenthaltsortes auf der Erde, sind heute persönliche kreative vernetzte Initiativen, die über Selbstverwirklichung und Pflege der alltäglich nachbarschaftlichen Freundlichkeit hinausgehen, notwendiger denn je.

“Ja, was kann ich da schon tun?”. Das ist eine gute Frage, die nicht so schnell wieder verblassen sollte, wollen wir nicht wieder zu schweigenden Mitwissern und Mitläufern verkommen. Diese Gefahr wird auch durch die besten Dokumentarfilme nicht gebannt, vor allem dann, wenn sie mit der Haltung „hab’s ja schon längst gewusst - wo gibt’s die nächste Ablenkung?“ konsumiert werden.

Eine kleine Auflistung von möglichen Gründen, warum wir nichts tun:

* nur teilweise Kenntnis oder schlicht Unkenntnis der Tatsachen
* mit kritischen Informationen konfrontiert, erscheinen diese uns als unwirklich (kaum realer als ein Spielfilm) - höchstens historisch oder statistisch relevant (Grundmotiv: “weil nicht sein kann, was nicht sein darf” - Christian Morgenstern)
* Opportunismus (die “solange in meinem Gärtchen…”-Kurzsichtigkeit)
* lähmende Ratlosigkeit und Ohnmachtsgefühle
* Angst vor Repression (in weiten Teilen unserer Welt der Hauptgrund, Tendenz zunehmend)

Die in den hier vorgestellten Filmen geschilderten Probleme der Menschheit sind sicherlich nicht neu. Ihre Aufforderung an den einzelnen Menschen, ihnen heilend zu begegnen, wird immer drängender. Das Erringen einer verstehenden Liebe, eines liebevollen Verständnisses für die Täter (!) ist meines Erachtens die Voraussetzung für Impulse, die nicht erneut polarisieren. Diejenigen, die sich auf der Seite des Guten wähnen, nähren nur das Übel, das sie anklagen, sind abhängig von ihrem Feindbild und zementieren es so. Erst wenn wir unsere Feinde respektieren, tief verstehen und lieben lernen (ohne Sentimentalität), hören wir endlich auf, im Namen des Guten das Böse auf dieser Welt zu vermehren.

Aufgrund der Fülle der Quellen im Internet war es mir nicht möglich, sämtliche Inhalte hinter den Links eingehend zu prüfen, das muss jede Nutzerin, jeder Nutzer selber tun. Hier werden kritische Produktionen vorgestellt, die den Global Power Players Sand ins Getriebe streuen und Dich wecken, betroffen machen und eben - aktivieren wollen.

Montag, 14. April 2008

Wahre Worte

aus dem Tao te king von Laotse

Wahre Worte sind nicht schön,
schöne Worte sind nicht wahr.
Tüchtigkeit überredet nicht,
Überredung ist nicht tüchtig.
Der Weise ist nicht gelehrt,
der Gelehrte ist nicht weise.
Der Berufene häuft keinen Besitz auf.
Je mehr er für andere tut,
desto mehr besitzt er.
Je mehr er anderen gibt,
desto mehr hat er.
Des Himmels Sinn ist fördern, ohne zu schaden.
Des Berufenen Sinn ist wirken, ohne zu streiten.

Montag, 7. April 2008

Widersprüche verbinden

Steh auf!
Ich bin aber noch müde.
Du willst doch heut Vormittag die Arbeit fertig schreiben!
Ich will aber auch das Leben genießen, und da ist mir Genuss, Zeit für mich, wichtig.
Mensch, jetzt tu endlich was, ist echt ärgerlich mit dir.


Aua. Kennst du diese Stimmen in dir, die sich gerne widersprechen? Ich wünsch es dir, denn wenn sie nicht differenziert wahrgenommen werden, ist mensch aus meiner Erfahrung heraus nicht mit sich verbunden.

Die Basis für ein friedliches Zusammenleben ist Empathie.


Empathie ist eine Mangelware, obwohl sie einer der schönsten Erlebnisse im Leben ist, wird sie nur wenig angeboten. Weil die wenigsten den inneren Ruf aller Menschen, ihre "Nachfrage", hören: Gib mir Verständnis, gib mir Einfühlung, gib mir Empathie! Genauso ist es mit unserer inneren Stimme, unseren Gefühlen, unserem Körper. Sie wollen Empathie. Sie wollen wahrgenommen werden. Wenn ich mich im inneren Monolog befinde (und das bin ich mit jedem geführten Gedanken), um etwas zu entscheiden, dann höre ich achtsam zu. Damit nehme ich die Verantwortung über die Beantwortung der aufkommenden Fragen und Forderungen an.

Gedanken sind ein Teil von mir, aber ich führe sie und nicht sie mich. Wenn ich also in einem gedanklichen Widerspruch bin, versuch ich zu verstehen, welcher ursprüngliche Grund sie aufkommen lässt, worauf wollen sie mich hinweisen? Will ich aufstehen, weil ich selbst diese Tätigkeit machen will, aus eigenem Willen? Ja, worauf warte ich dann noch? Oder ist es ein schlechtes Gewissen, weil nun mal alle anderen auch aufstehen und arbeiten. Will ich nicht als faul gelten? Will ich Anerkennung und Wertschätzung, und deshalb aus dem Bett? Ist mein Wert nicht unabhängig davon, was ich leiste ... ? Wenn ich mit mir selbst im Frieden sein will, dann ist die Vorausssetzung, dass ich mich mir, meinen Verhaltens- und Denkmustern, gegenüber empathisch verhalte.

"Jedes Leben wird erst durch Spaltung und Widerspruch reich und blühend."

Jedoch ist Widersprüche zuzulassen gar nicht so simpel, denn es kostet ein Stück Sicherheit. Sehe ich keine Gegensätze, lebe ich in der Illusion, es sei alles eindeutig. Wie wir regelmäßig über die Politik urteilen ist ein gutes Beispiel: dagegen sein ist einfach. Dem Wider Empathie zu geben, das ist die wahre Herausforderung. Ich kann mich von allen Menschen abwenden, die mir widersprechen. Das ist vorläufig gar nicht schwer. Allerdings schwimme ich dann an der Oberfläche, erfahre kein tieferes Verständnis anderer Sichtweisen, und es wird mir auch schwer fallen, mich anderen zu nähern. Im Verliebtsein fällt uns das noch relativ einfach, da sehen wir auch die Widersprüche nicht, sondern nur das gemeinsame Wollen. Aber auch hier wird sich weisen, dass es an Empathie bedarf, um mit sich und der geliebten Person in Verbindung zu bleiben.

"Denn nur wenn wir mitempfinden, haben wir das Recht, von einer Sache zu sprechen."

Widersprüche gibt es aber auch im größeren Kontext. Beispiele dafür stehen in jeder Zeitung. Das Traurige an all den unterschiedlichen Konflikten ist, es fehlt schlicht und einfach an Empathie. Dort sind die Schurkenstaaten, ich bin gut, und deshalb komm ich ins Himmelparadies, und der ist vielleicht ein rassistischer Arsch! Und ich? Beurteile ich ihn nicht genauso als minderwertig, würdige ich ihn nicht genauso herab?

Richtig schwierig wirds in einer direkten Konfrontation mit Widersprüchen, wenn jemand nicht mit mir übereinstimmt, was ich zu sagen habe. Wie verletzlich werde ich dann, was kommt da alles hoch, wie sehr bin ich in meiner "Ich muss alles richtig machen und sagen" Welt gefangen, so, dass mir einmal jemand das Gegenteil sagt, aus welchem Grund auch immer, ich zu keinerlei Empathie mehr fähig bin. Dabei wäre der Grund so interessant, hilfreich und schließlich sicherlich eine Inspiration, mein Leben auch in diesen schwierigen Momenten wertzuschätzen. In den Gegensätzen aufzublühen, das wünsch ich mir - wie wir Tag und Nacht brauchen, um zu wachsen, so brauchen wir auch das bewusste Zulassen von Widersprüchen, um uns mit der Welt zu verbinden.

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Zuletzt aktualisiert: 9. Aug, 04:21

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